Meine Position zur Paarhaltung

 

Immer wieder lese und höre ich, dass nur Duos und am besten

Wurfgeschwister für Anfänger in der Campbellgruppenhaltung geeignet sind. 

Begründet wird das meist mit den Argumenten, dass es für den

Anfänger weniger Arbeit und weniger stressig sei, weniger Kosten

anfallen und bei Zerbrechen der Gruppe keine Probleme mit

Neuvergesellschaftungen auftreten.

 

Spielen wir das einmal durch:

 

Zunächst zum Thema Wurfgeschwister:

gibt man 2 Babys zusammen als Duo mit mit 6-8 Wochen ab,

dann haben sie keinen Erzieher dabei, der gegebenenfalls. auch mal bei Reibereien

eingreift oder ihnen Sozialverhalten beibringt. Das ist, als würde man

2 zwei- bis dreijährige Geschwister irgendwo alleine aussetzen,

essen können sie ja schon alleine... und was ist mit dem Rest - wer soll

ihnen das beibringen ?

Zudem hat ein Duo keinen klaren Chef in dem Alter, die Rangfolge

wird entschieden, wenn die Tiere in die Pubertät kommen.

Das kann ganz ruhig verlaufen, kann aber auch übel und

mit heftigen Streitereien (bis zu einer notwendigen Trennung hin) enden.

 

Meist kommt dann das Argument, man kann ja zB. Papa

mit Sohn abgeben, dann ist ein Erzieher vorhanden.

Ja, das stimmt, dann hätte man einen Erzieher und

gleichzeitig einen klaren Chef, aber das wäre so, als würde man

einen Mann mittleren Alters (45-50) mit einem 2-jährigen

Kind alleine lassen.

Der Kleine ist agil, voller Elan und Spiel- und Tatendrang und

der Papa möchte mehr seine Ruhe haben - das kann alles gut gehen,

kann aber auch schnell kippen, weil Papa irgendwann genervt ist.

Und in meinen Augen ist das eine Zumutung für beide Tiere,

da dem Jungtier die Spielkameraden fehlen.

 

Kommen wir zu dem Argument "weniger Arbeit / weniger

stressig" für den Halter.

Ja, ein Duo macht etwas weniger Arbeit, als zB. eine 4er-Gruppe.

Man muss bei 4 Tieren natürlich öfter die Pipiecken und Laufräder

säubern. Wenn sie mal krank sind, dann sind es manchmal

alle gleichzeitig und man muss 4 Tieren Medis geben und nicht nur 2. 

Wenn die Gruppe sich zerstreitet, ist es bei 2 Tieren genauso stressig

für den Halter, als wenn Streit in einer 4er-Gruppe.

 

Nun das Argument "wenn eine große Gruppe sich zerstreitet, hat man ein

Problem mit dem Vergesellschaften und dem Platz"

Dieses Argument kann ich gar nicht nachvollziehen. .

Jede Gruppe (egal wie groß) kann sich zerstreiten - das ist einfach

ein Fakt.  Sinn und Zweck einer Gruppe sollte es ja generell sein,

dass man sie früher oder später mit Babys aufstockt, damit die

Gruppe bestehen bleibt, wenn ein Tier verstirbt..

Wenn man Streitigkeiten in einer 4er Gruppe hat und da dann

gegebenenfalls ein Tier aus der Gruppe genommen werden muss,

dann bleibt eine 3er Gruppe bestehen.

Da kann man dann (wenn man möchte) Babys zusetzen oder

das Trio bestehen lassen.

Den Einzelhamster muss man neu vergesellschaften, da hat man

dann die Wahl, ob man eine 2. Gruppe mit ihm übernehmen möchte

oder ob er komplett zum Züchter zurückgeh und dort in einer neuen

Gruppe weitervermittelt wird.

Alleine lassen sollte man einen sozialen Campbell auf keinen Fall.

Dass sich beispielsweise eine 4er Gruppe so zerstreitet, dass man

4 Einzeltiere hat, habe ich in der Form bisher nicht erlebt.

Wenn es bei einem Duo zum Streit kommt, hat man dagegen

2 Einzelhamster, die beide neu vergesellschaftet werden müssen.

Sollte der Halter nur eine Gruppe halten können, dann müsste

er sich für einen von beiden entscheiden, der mit einem neuen Partner

zu ihm zurückkommen soll.

Das ist in meinen Augen schlimmer und stressiger für alle,

als wenn man aus einer großen Gruppe mal einen

Hamster rausnehmen muss.

Das gleiche Problem hat man auch, wenn plötzlich ein Tier verstirbt.

Bei einer 4er-Gruppe bleiben dann 3 Tiere übrig, beim Duo ist  dann

ein Hamster alleine und muss schnell neu vergesellschaftet werden.

Wenn das Duo sehr aneinander hing, dann kann es im schlimmsten Fall

passieren, dass eine neue Vergesellschaftung nicht möglich ist,

weil das Tier zu sehr um seinen Partner trauert.

In extremen Fällen kann Trauer auch zum Tod des hinterbliebenen Tieres führen.

 

Und nun kommen wir noch zu dem Argument "weniger Kosten"

Kosten die sich schwer einschätzen lassen, sind zB Tierarztkosten.

Die meisten TÄ die ich kenne berechnen nur einmalig eine Grunduntersuchung,

wenn man mit einer Gruppe kommt.

Bleibt also die Medizin (falls nötig), da braucht man

dann bei einer 4er-Gruppe dann. anstatt 1ml eben 2ml.

Das sind Kostenunterschiede im Cent-Bereich.

Futter und Einstreu - ja, natürlich brauchen mehr Tiere auch mehr

Futter und mehr Streu, wobei die 1-2 Hände Streu pro Teilreinigung

denke ich zu vernachlässigen sind.

Wenn man 1kg Campbellfutter für 5€ kauft und jeder Hamster

zB. 10gFutter pro Tag bekäme, dann verbraucht

ein Duo 600g/Monat = 3€ und eine 4er Gruppe 1200g/Monat = 6€

An Anschaffungskosten fallen "mehr" an:

- man braucht anstatt 1 Laufrad (Duo) 2 Laufräder in einer 4er- oder 6er-Gruppe

- ein Duo kostet 30 €, eine 4er-Gruppe 60€ Schutzgebühr

Mehr fällt mir spontan nicht ein, und diese "Mehrkosten"

sind überschaubar und ganz logisch, weil mehr Tiere

nun mal teurer sind.

 

Nun kommt mein Gegenargument:

Wenn aus einer 4er-Gruppe ein Hamster raus muss und der

Halter ihn nicht behalten möchte, dann entstehen die

Kosten einer MFG von ca. 10-15 € (zurück zum Züchter).

Wenn ein Duo zerbricht (oder ein Tier plötzlich stirbt), und

der Halter ein bzw. beide Tiere neu vergesellschaften möchte, dann

sind es Kosten für 2x MFG (ca. 20-30€) und für das neue Tier 15€,

das Ganze dann in der Hoffnung, dass das neue Duo hält.

 

Ich werde weiterhin keine Duos abgeben, es sei denn

ein Duo möchte wirklich nicht mehr Gesellschaft haben.

Ich möchte es den sozialen Tieren einfach nicht zumuten,

entweder ohne Erzieher oder in nicht altersgerechter

Gesellschaft (Vater/Sohn) leben zu müssen.

Das ist für mich einfach nicht im Sinne der Tiere.